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Ukrainehilfe Klagenfurt - Sammeln, packen und sortieren

Sonntag - Kirchenzeitung der katholischen Kirche Kärnten
25. September 2011
von Ingeborg Jakl

«Ukrainehilfe, letzte Halle links», steht mit Bleistift auf einem Zettel, der am Eingang der ehemaligen ADIDAS-Halle in Klagenfurt Viktring hängt. Wilhelm Schrittesser braucht keine Beschreibung. Den Weg in die Halle kennt er auswendig. Einmal im Monat steuert der Polizist aus Bad St. Leonhard im Lavanttal mit seinem vollgepackten Anhänger Viktring an. An der Rampe zum Entladen erwartet ihn schon sein Sohn Philipp, der in Klagenfurt arbeitet, sich immer frei nimmt, um dem Vater behilflich zu sein. Gemeinsam entladen die Männer die sorgfältig verpackten Schachteln und Kartons und transportieren sie in die Halle. Es ist heiß an diesem Dienstagnachmittag im September. Philipp läuft beim Umladen der Schweiß von der Stirn. «Ihr könnt gleich alles nach hinten bringen», dirigiert Maria Woath den bis obenhin beladenen Transportwagen. «Alles, was uns Herr Schrittesser bringt, braucht nicht mehr kontrolliert und umgepackt zu werden», stellt sie fest. «Dass hier alles wie am Schnürchen klappt, ist Stefanie Riegler zu verdanken», wehrt Schrittesser ab. Denn bevor er nach Viktring startet, macht er seine Runde durchs Lavanttal, weiß, wo etwas zum Abholen ist, wer schon fertige Kartons gelagert hat. Bei Stefanie Riegler in Preitenegg laufen alle Fäden zusammen. Hier wird gesammelt, sortiert und verpackt und schließlich auch verladen.

Helferinnen beim Verpacken von Gütern

«Solche eingespielten Teams gibt es mehrere in Kärnten», sagt Anna Czernin, vieljährige Koordinatorin der Ukrainehilfe, dankbar. Sonst wäre diese große Aufgabe, Menschen in der Ukraine zu helfen, nicht zu bewältigen. Seit Jahren kann sie sich auf einen Stab von festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verlassen, die alle ehrenamtlich im Einsatz sind. In die große Halle in Viktring können jeden Dienstag von 14 bis 16 Uhr Hilfsgüter gebracht werden. Hier stehen die Helferinnen an langen Tischen, um die Inhalte der vorbeigebrachten Säcke und Kartons zu sichten, zu sortieren und gleich so zu verpacken, dass sie mit Aufklebern gespickt in der Halle gestapelt werden.

Ein Teil des engagierten Helferinnenteams mit Anna Czernin in der Mitte.
Ein Teil des engagierten Helferinnenteams mit Anna Czernin in der Mitte.

Der letzte große Transport ist Ende August Richtung Ukraine gestartet, trotzdem wachsen die Kartons schon wieder Richtung Hallendecke. «Jetzt zu Herbstbeginn werden daheim die Kästen geräumt», berichtet Hildegard Grübler, «da wird aussortiert und vorbeigebracht. Teilweise neu, nicht gebraucht oder getragen» – quasi Auswüchse einer Überflussgesellschaft. Grübler kennt allerdings auch die schwierigen Anfänge, als sie «Tag und Nacht gewaschen und gebügelt hat», um die Kleidung überhaupt erst auf die Reise schicken zu können. Heute sei das zum Glück anders. Die Spender bringen bereits sortierte, gebrauchsfertige Ware vorbei.

Das gilt nicht nur für die Kleidung, sondern auch für andere Gebrauchsgüter. Neue Tafelservice werden vorbeigebracht, weil die Farbe nicht mehr aktuell ist, ebenso bei Kinderwägen, Betten, Bekleidung und Spielsachen. Während sie eine große Schachtel mit neuwertiger Babykleidung sortiert – «welche Schätze!» – stehen Lisa und Martin mit ihren Steckenpferden vor ihr. «Damit wollen wir Kindern eine Freude machen», sind sich die beiden einig. Ihre Mutter Ursula Themessl-Jäger hat gemeinsam mit den beiden die Spielsachen durchgeschaut und ihnen erzählt, dass es anderswo Kinder gibt, die gar nichts zum Spielen haben. Daraufhin haben die beiden vieles zusammengepackt, um mit anderen Kindern zu teilen. «Ich bin stolz auf euch», lobt Grübler und steckt ihnen zur Belohnung ein Zuckerl zu.

Kinder mit Steckenpferd
Abschied vom Steckenpferd für Lisa und Martin

Derweil werden zwei Kinderfahrräder und drei Paar Jugendski mit Ausrüstung abgegeben. Dazu Fußballschuhe und auch Bälle. «Für die Menschen in der Ukraine Geschenke, die sie sich selbst nicht leisten können», so Anna Czernin. Damit die Transporte, die oft wochenlang unterwegs sind, auch unversehrt ankommen, ist eine umsichtige Organisation vonnöten. Vor Ort nimmt Pater Rolf Schönenberger die Güter in Empfang und sorgt für die umsichtige Verteilung. Im vergangenen Jahr gingen elf Großtransporte in die Ukraine, bestückt mit 11.779 Kartons, Säcken und Koffern sowie ungezählten Kleinmöbeln. «Alles ist gut angekommen», so Czernin.

Lagerhalle vollere Hilfsgüter
Bis zur Hallendecke hinauf türmen sich die exakt beschrifteten Kartons mit Hilfsgütern

Damit auch in den nächsten Jahren weitergeholfen werden kann, werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht. Wer Interesse hat, kann dienstags in der Halle in Viktring vorbeikommen, das Team kennen lernen und sich informieren. Rosa Tatiz, eine gebürtige Bosnierin, ist seit über zehn Jahren mit dabei. Sie arbeitet gern hier, «weil ich etwas weiterschenken möchte. Mir geht es hier so gut, da möchte ich mithelfen, dass es Menschen anderswo auch besser geht.» Neben ihr schnürt Ramisa Achmetovi´c Schulhefte und Bleistifte zusammen, während Grete Waska Koffern voller Winterpullis verräumt und dabei verrät, dass zu Anna Czernins 80. Geburtstag die Aktion «Pulli für Paula» die Ukrainehilfe über Nacht in ganz Kärnten bekannt gemacht hat. Seit damals wächst der Kreis der Spender.

Philipp und Wilhelm Schrittesser

Für Pater Rolf Schönenberger eine inzwischen unverzichtbare Hilfe. In diesen Tagen weilt er wieder einmal in Kärnten, um über die Situation vor Ort zu berichten und auch darüber, was mit den Spenden passiert. Freitag, den 23. September, 13.30 Uhr, ist er im Klagenfurter Diözesanhaus. Interessenten sind willkommen!

P. Rolf Schönenberger beim Verteilen von Paketen

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