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erschienen in der "Botschaft", der Zeitung für das Zurzibiet
24. Juni 2013
von Marianne Baldinger-Lang
Zusammen mit Pater Rolf Schönenberger machte sich die P. Pio Gebetsgruppe «Don Bosco» aus Lengnau auf eine wunderschöne Pilgerreise nach San Giovanni Rotondo ans Grab von Pio. Der folgende Reisebericht schildert Eindrücke dieser einwöchigen Reise quer durch Italien.
Am Sonntagmorgen um 6.30 Uhr trafen sich die ersten Wallfahrer in Windisch, um auf Wallfahrt nach San Giovanni Rotondo in Italien zum heiligen Pater Pio zu gehen. Gut gelaunt nahmen sie im Car Platz. In Zürich und Luzern kamen noch einige Pilger hinzu. Pater Rolf Schönenberger aus Wil SG begleitete die Wallfahrt.
Die Reise ging durch den Gotthardtunel ins Tessin, wo es in Strömen regnete. Während der Fahrt erzählte Pater Rolf über das Leben der Schwester Benigna Consolata, deren Seligsprechung im Gange ist. Sie lebte von 1885 bis 1916 und ist eine Apostolin der Barmherzigkeit. Der erste Halt war in Como. Im Kloster «Monastero della Visitazione» hielt Pater Rolf die heilige Messe. In der Kirche befindet sich das Grab von Schwester Benigna Consolata.
Am Nachmittag ging die Fahrt weiter über Mailand und Piacenza bei immer besser werdendem Wetter nach San Damiano. In San Damiano, einem kleinen Dörfchen, wurde Rosa Quatrini, eine Mutter, 1961 am Fest des heiligen Erzengels Michael auf wunderbare Weise geheilt. Drei Jahre später erschien ihr die Jungfrau Maria auf einem Obstbaum in der Nähe ihres Hauses. Erstes Zeichen, das die Muttergottes als Bestätigung ihrer Anwesenheit hinterliess, war das plötzliche Blühen des Birnbaumes. Heute steht neben dem Birnbaum eine Muttergottes-Statue, umrahmt von Rosen, die jetzt wundervoll blühen.
Die Fahrt führte an Parma, Modena und Bologna vorbei nach Ravenna. Übernachtung im Herzen der Altstadt. Nach einem feinen Frühstück unternahm die Pilgergruppe einen Stadtrundgang. Bei strahlendem Sonnenschein und endlich Sommertemperaturen konnten die Pilger die Kirchen und Paläste mit einer prächtigen antikorientalischen MosaikKunst bewundern, die auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes steht.
Ravenna war in der Vergangenheit zweimal Regierungssitz während des Weströmischen Reiches. Sie war eine Lagunenstadt, eine von langsamen Wasserläufen umgebene Stadt. Heute liegt die Stadt etwa 3 Meter höher. So konnte man in einer Kirche im Vorderschiff den Mosaikboden durch etwa einen Meter hohes Wasser bewundern. Nach zweistündigem Rundgang konnten sich die Pilger fast nicht losreissen von dieser eindrucksvollen Stadt. Sogar die Kaffepause liessen sie sausen, damit man anschliessend pünktlich gen Süden weiterfahren konnte.
Wenige Kilometer von Ancona entfernt liegt Loreto, der grösste und von Millionen Pilgern aus aller Welt besuchte Wallfahrtsort Italiens. Die Stadt wird mit dem heiligen Haus von Nazareth verbunden, das, der Legende nach, von Engeln im Flug hierher gebracht wurde, um es vor der mohammedanischen Invasion Palästinas im Jahre 1294 zu retten. In der Wallfahrtskirche Santa Casa bei der schwarzen Madonna konnten die Pilger mit Pater Rolf die heilige Messe feiern.
Der heilige Pio von Pietrelcina, in der ganzen Welt als Pater Pio bekannt, wurde am 25. Mai 1887 in Pietrelcina geboren. Der Taufname war Francesco. 1903 trat er ins Noviziat der Kapuziner zu Morcone ein und erhielt den Namen Pio. 1910 wurde er im Dom zu Benevent zum Priester geweiht. 1916 kam Pater Pio zum ersten Mal nach San Giovanni Rotondo ins Kapuzinerkloster, wo er bis zu seinem Tod am 23. September 1968 lebte. Am Morgen des 20. September 1918, einem Freitag, erhielt er vor dem Chorkreuz der kleinen, alten Kirche die Wundmale Christi, welche 50 Jahre hindurch offen, frisch und blutig blieben. Sein Leben widmete er ausschliesslich seinem Amt als Priester und Beichtvater, er gründete die «Gebetsgruppen» und das grosse Krankenhaus «Casa Sollievo della Sofferenza».
Am Nachmittag konnte die Pilgergruppe mit Pater Rolf den Kreuzweg von San Giovanni gehen, den Kreuzweg umgeben von Bäumen, früher steinig und kahl, den Pater Pio oft in glühender Hitze gegangen ist. Um 20.45 Uhr begaben sich die Pilger zum heiligen Pater Pio für das Rosenkranzgebet. Der Rosenkranz wurde jeden Abend mit den Kapuzinermönchen gebetet.
Am folgenden Morgen hiess es um 8.15 Uhr Abfahrt nach Monte Sant’ Angelo. Die Fahrt führte über den Monte Gargano, wo die Rinder ob Winter oder Sommer den ganzen Tag auf den Wiesen weiden und die kargen Felder mit ihren Mandelbäumen einen wilden Eindruck hinterlassen. Das Gebiet steht heute unter Naturschutz.
Am Monte Gargano in Apulien befindet sich das bedeutendste Michaelsheiligtum Europas. Zu Füssen dieses 796 Meter hohen Berges befindet sich die 14 000 Einwohner zählende Stadt Monte Sant‘ Angelo, die im Jahr 1000 gegründet wurde. Viele Herrscher, Heilige, Päpste und Millionen Pilger haben den Monte Gargano besucht, um sich dem Schutz von Erzengel Michael anzuvertrauen. Ein reicher Adliger liess seine Rinder im Jahre 490 auf dem Berg Gargano weiden. Nachdem eines seiner Rinder von der Herde verschwand, suchte er es tagelang. Schliesslich fand er das Tier auf dem Gipfel des Berges vor einer Höhle kniend. Voll Zorn schoss der Mann einen Pfeil gegen das Tier ab, doch auf unerklärlicher Weise wandte sich der Pfeil zurück und verletzte statt des Stiers den Mann selbst am Bein. Ganz verwirrt von diesem Vorkommnis erzählte er dem heiligen Laurentius Maioranus, Bischof der Stadt Sipontus, davon. Dieser ordnete drei Tage Gebet und Busse an. Am Ende des dritten Tages erschien der Erzengel Michael dem Bischof mit den Worten: «Du tatest gut daran, Gott zu befragen betreffs des Wunders, das die Menschen nicht verstehen. Es geschah durch meinen Willen. Ich bin der Erzengel Michael, der unablässig am Throne Gottes steht. Ich wünsche, dass dieser Platz auf Erden geehrt und bevorzugt werde. Das wollte ich durch dieses Ereignis kundtun. Über alles, was man hier an diesem Platze vollbringt, bin ich der Hüter und Wächter.»
Bei der zweiten Erscheinung im Jahre 492 befreite der Erzengel Michael die belagerte Stadt Sipontus von den heidnischen Soldaten Ottokars. Bei der dritten Erscheinung ordnete Bischof Laurentius eine Dankprozession zum heiligen Berg an, wagte aber nicht, die Grotte zu betreten. Da er aber dem Bitten des Volkes nach der heiligen Messe in der Höhle nachkommen wollte, sollte die Grotte gemäss katholischer Weise eingeweiht werden. Doch Erzengel Michael erschien zum dritten Mal und sagte: «Es ist nicht notwendig, die Grotte als Kirche zu weihen. Ich habe sie schon durch meine Anwesenheit geweiht. Tretet ein und feiert das heilige Messopfer! Macht bekannt, dass ich diesen Ort geweiht habe.» So wurde am 29.9.493 in der Grotte die erste Messe gefeiert, und die Höhlenkirche erhielt als einzige nicht von Menschenhand geweihte Stätte im Laufe der Jahrhunderte den Titel einer «Himmlischen Basilika».
Es war schon ergreifend, als die Pilger die 89 Stufen hinunter in die Himmlische Basilika stiegen und dort mit Pater Rolf die Messe zu feiern.
Nach einem guten italienischen Mittagessen ging die Fahrt weiter der Küste entlang, und die Pilger besuchten das einsam gelegene Heiligtum der «Madonna di Pulsano» ein spiritueller Ort mit Einsiedeleien aus dem Spätmittelalter. Danach ging es zurück nach San Giovanni Rotondo.
Am nächsten Morgen stand der Besuch des Krankenhauses Casa Sollievo della Sofferenza («Haus der Linderung des Leidens») auf dem Programm. 1940 begann Pater Pio die Leiden der Pilger mit Worten oder mittels Handauflegen zu lindern und zu heilen. In den Armen, Leidenden und Kranken sah er das Bild Christi besonders. Ihnen galt daher sein Werk der Nächstenliebe. Im selben Jahr begann Pater Pio damit, Spenden für ein Krankenhaus zu sammeln. Und im Jahre 1956 wurde in San Giovanni Rotondo die Casa Sollievo della Sofferenza eröffnet. Die Kliniken gehören heute zu den modernsten und grössten Europas. Jeder wird in diesem Spital aufgenommen, ob er Geld hat oder mittellos ist. Pater Pio sagte 1957: «Die Ziele: Erleichterung der Seelen und der Körper, Tempel des Gebetes und der Wissenschaft.» Dies Werk soll ein Aufruf zur aktiven Gottesliebe sein durch den Aufruf zur Nächstenliebe.
Am nächsten Tag mussten die Pilger Abschied nehmen von Pater Pio. Als der Car losfuhr, zückten einige das Taschentuch und winkten auf Wiedersehen bis nächstes Jahr. Nächster Halt war Lanciano. Lanciano verwahrt seit mehr als zwölf Jahrhunderten das erste eucharistische Wunder der katholischen Kirche.
Als im 8. Jahrhundert ein Mönch in der Kirche St. Legonziano während der Wandlung Zweifel an der wirklichen Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in Form von Brot und Wein hatte, verwandelten sich dieselben in menschliches Fleisch und Blut. Die Reliquien befinden sich heute im Sanctuario del Miracolo Eucaristico.
Weiter ging es nach Manopello, wo sich das Heilige Antlitz Christi befindet. Manopello ist eine Kleinstadt in der Provinz Bescara mit 6000 Einwohnern am Fuss des Maiella Massivs. Dort besuchten die Pilger die Kirche Santuario del Volto Santo. Pater Rolf hielt mit den Pilgern die Eucharistiefeier vor dem Schleier des Heiligen Antlitzes. Anschliessend durften alle den Schleier von Manopello «Antlitz Christi» Reliquiar betrachten. Eine Klosterfrau gab Informationen zu dem Schleier «Heiliges Antlitz». Das hauchzarte Tuch ist aus Byssus, auch Muschelseide genannt. Der Schleier zeigt einen Mann mit langen Haaren, Bart, geöffneten Augen und leicht geöffnetem Mund. Seine Zähne sind nur von einer Seite erkennbar. Auf dem Gesicht sind rötliche Flecken sichtbar, die von einigen als Wunden durch Folterung interpretiert werden. Die Klosterfrau sagte noch, das dieser Gesichtsausdruck der erste Atemzug bei der Auferstehung in den Himmel sei. Das Antlitz Christi hat jeden Pilger einzeln berührt, unfassbar, wundervoll, unglaublich!
In Rimini angelangt, gingen einige Pilger im Meer baden oder streckten die Füsse ins Wasser. Darauf wurde der letzte Abend am Meer mit einem guten Essen und gemütlichem Beisammensein beendet. Nach dem Frühstück machten sich die Pilger zur letzten Wegstrecke auf. In Bologna begab man sich zur Wallfahrtskirche Madonna di San Luca. Da feierte Pater Rolf das letze Mal mit den Pilgern die heilige Messe und erteilte den Einzelsegen.