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Lettland, 15.-25. März 2012
Durch einen Anruf aus Österreich erfuhren wir von einem Pharma-Unternehmen in Holland, welches eine Restladung an Schmerzmitteln abzugeben hatte. Zusammen mit weiteren Hilfsgütern aus Luxemburg und Deutschland wurden einige Wochen danach rund 13 Paletten Paracetamol im Wert von € 100.000.- in Holland geladen und nach Lettland gebracht, wo sie an viele Sozialdienste im ganzen Land verteilt werden konnten.
Die logistisch anspruchsvolle Aktion wurde in enger Zusammenarbeit mit der Osteuropahilfe Deutschland durchgeführt, welche die Beladung der Hilfsgüter aus drei Ländern überwachte und koordinierte. Das Verteilen der Medikamente in Lettland dauerte mehrere Wochen und wurde vor Ort von unserer Partnerorganisation „Aglona Fatima“ organisiert und dokumentiert. Allen Beteiligten, die sich auf selbstlose Weise für diese Aktion eingesetzt haben, gilt unser herzlichster Dank
Lettland ist etwa so gross wie Österreich, hat aber nur 2,3 Millionen Einwohner. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Lettland von der Sowjetunion besetzt und als Lettische SSR der Sowjetunion angegliedert. Unter der Sowjetherrschaft wurden besonders 1949 massenweise Letten nach Zentralasien deportiert. Mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 erlangte Lettland seine Unabhängigkeit wieder und ist seit 2004 Mitglied der EU.
Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise machte sich in Lettland bereits am Jahresende 2007 bemerkbar. Die lettische Regierung reagierte mit hohen Kürzungen der staatlichen Ausgaben und erhielt aus dem Ausland eine Kapitalspritze in Höhe von einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts. Im Jahr 2009 brach die Wirtschaft um 20% ein - der stärkste Rückgang aller EU-Staaten. Zwischen 2007 und 2010 stieg die Arbeitslosenquote von sieben auf zwischenzeitlich bis zu 21 Prozent an. Die Zahl der Beschäftigten im staatlichen Bereich sank um 30 Prozent, die öffentlichen Gehälter wurden um 40 Prozent beschnitten.
Das ohnehin grobmaschige soziale Netz wurde damit noch mehr ausgedünnt, nur in Rumänien und Bulgarien ist die Armutsgefährdung innerhalb der EU noch grösser als in Lettland. Massenweise emigrierten gerade junge und gut ausgebildete Letten ins Ausland, insbesondere nach Grossbritannien. Die selektive Abwanderung zeigt sich gerade im ländlichen Raum. Einen schlechten Platz belegt das mittlere baltische Land auch bei der Einkommensgleichheit. Immer weiter öffnet sich in Lettland die Schere zwischen Arm und Reich. Das ist auch im Strassenbild der lettischen Hauptstadt zu erkennen: Während in der Hauptstadt Riga westlicher Lebensstandard herrscht, sieht man von all dem auf dem Lande so gut wie gar nichts. Die Menschen wohnen auf verstreuten Gehöften, viele davon in „Bruchbuden”. Es fehlt an so elementaren Dingen wie Lebensmitteln, Kleidung, Schuhen und Küchengeräten. Heizungen bei sehr strengen Wintern, isolierte Fenster und Türen bei teilweise feuchten und mit Schimmel bedeckten Wänden gibt es ebenfalls nicht.
Auch gibt es keine Wasserleitungen, das Wasser wird aus dem nächsten Bach geholt. Die Menschen haben keine Perspektive, es gibt keine Arbeitsplätze und öffentliche Verkehrsmittel verkehren häufig nur einmal wöchentlich. Man lebt von der „Sozialhilfe”, die für Erwachsene bei 13 Lats und für Kinder bei 8 Lats (1 Lat=1,40 €) liegt. Davon sind dann noch hälftig das Schulmaterial und Mittagessen in der Schule zu bezahlen. Das Wenige, was man im Garten anbaut, reicht kaum zum Überleben. Wenn´s gut geht, hat man noch ein paar Hühner und eine Ziege. Das SF-Magazin ECO kommt 2010 in einer Reportage über Lettland (siehe Filmbeitrag in der Fotogalerie) zum deprimierenden Schluss: „Essenspakete für ein Land der Europäischen Union. Bis vor kurzem undenkbar. Heute bittere Realität.“
Die Osteuropahilfe «Triumph des Herzens» unterstützt die bedürftige Landbevölkerung mit Hilfsgüterlieferungen bestehend aus Möbeln, Kleidern, Haushaltartikeln und medizinischen Hilfsgütern. Letztes Jahr konnten wir 7 Sattelschlepper mit über 100 Tonnen an Hilfsgütern und Nahrungsmittelpaketen an die Landbevölkerung Lettlands verteilen. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel über die Weihnachtsaktion 2010 in Lettland.
Unsere Partnerorganisation „Aglona Fatima“ kümmert sich vor Ort um die Koordination und Verteilung der Hilfsgüter über ein Netzwerk zu den rund 100 Sozialdiensten in Lettland. Da der Hilfsgütertransport aus Holland rund 67‘000 Medikamenten-Packungen enthielt, war eine grossflächige und kontrollierte Verteilung sehr wichtig. An folgende Sozialdienste, welche insgesamt mehrere 1‘000 Patienten betreuen, wurden Hilfsgüter und Medikamente abgegeben:
Darüber hinaus konnten Möbel, Kleider und Haushaltartikel an nachstehende Einrichtungen abgegeben werden:
Die Empfänger sind sehr dankbar für die uneigennützige Hilfe und hoffen darauf, dass wir sie auch weiterhin unterstützen können. Nebst Spenden für die Transportkosten sind wir dafür auf die tatkräftige Unterstützung aus der Bevölkerung und der Industrie angewiesen, damit der Strom an Hilfsgütern nicht abreisst. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Wohltätern und Unterstützern bedanken, welche diese Hilfe möglich machen.