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Eröffnung des Mutter-und-Kind Hauses in Timișoara

25. März 2015

Die Osteuropahilfe unterstützt seit einigen Jahren die lokale Hilfsorganisation «Darul Vieții» (Geschenk des Lebens) in Timișoara, welche sich in Rumänien um sozialschwache ledige Mütter und Mütter mit Kleinkindern kümmert. P. Rolf Schönenberger besucht die Organisation regelmässig und steht im regen Austausch mit ihrem Gründer und Präsidenten, Pater Ioan Chișărău.

Pater Ioan Chișărău

Einsatz für das ungeborene Leben

Die Organisation «Darul Vieții» wurde 2003 als rumänische Zweigstelle der «Human Life International» mit dem Ziel gegründet, sich für den Schutz des ungeborenen und geborenen Lebens einzusetzen. Die Abtreibungsquote in Rumänien ist die höchste in Europa. Auf dem Kontinent wird sie nur noch von Russland übertroffen. In den letzten 50 Jahren wurden in Rumänien über 21 Mio. Abtreibungen durchgeführt und auch heute noch enden rund 50% aller Schwangerschaften mit der Tötung des Kindes. Abtreibung gilt in Rumänien immer noch als erste Verhütungsmethode. Gründe dafür gibt es mehrere: So ist die Pille teurer als eine Abtreibung. Aufklärungskampagnen über eine verantwortungsvolle Familienplanung oder zu Verhütungsmitteln gibt es keine und wenn, dann lediglich von Privatstiftungen. Weder das Gesundheits-Ministerium noch das Erziehungs-Ministerium kümmert sich um Aufklärung oder Prävention. Es fehlt zu diesem Thema an jeglichen Informationen. Die könnten Familienärzte vermitteln. Doch reicht die Zeit oft nicht für ein Gespräch, weil sie zu viele Patienten betreuen müssen.

Grafik Anzahl jährlicher Schwangerschaftsabbrüche

Hier setzt die Organisation «Darul Vieții» neue Massstäbe. Seit über 10 Jahren organisiert «Darul Vieții» Informationsanlässe und Konferenzen im ganzen Land und sogar in Moldawien, Ukraine, Bulgarien und Indien. Landesweit wurde ein „Tag zum Lebensschutz“ eingeführt und in den Pfarreien mit pro-Life Predigten, Videoprojektionen und Infomaterialen das Thema der Bevölkerung nahegebracht. Von Anbeginn weg ist das Thema in Rumänien auf sehr grosse Resonanz gestossen und die Infoveranstaltungen werden von vielen Menschen besucht. Seit 2008 organisiert «Darul Vieții» in Timișoara einen „Marsch für das Leben“, dem sich jährlich viele tausend Menschen aus allen Konfessionen anschliessen, um für das Recht der Ungeborenen einzutreten.

Marsch für das Leben

Hilfe für Mütter mit Kleinkindern in Not

Im Verlauf der letzten Jahre haben unzählige schwangere Frauen und Mütter Beratung und Betreuung von der «Asociatia Darul Vieții» erhalten und es werden immer mehr. Zurzeit werden 26 Frauen betreut, davon ungefähr 20 mit Kleinkindern, die anderen sind schwanger. Sie erhalten ganz konkrete Hilfe in Form von Windeln, Milchpulver, Lebensmitteln, Brennholz, Miete, Arzneimittel, Schulrequisiten und sogar Waschmaschinen. Die Osteuropahilfe bringt regelmässig Hilfsgüter nach Timișoara, welche an die bedürftigen Frauen und Familien abgegeben werden.

Maricica

Mutter Maricica mit Ihren fünf Kindern

Maricica ist eine alleinerziehende Mutter mit 5 Kindern (6 Monate bis 13 Jahre alt). Sie musste wegen ihrer Geschwister aus dem Haus ihrer Mutter ausziehen. Sie und ihre Familie lebt nur vom Kindergeld und muss allein für die Miete rund 400 Lei (ungefähr 93 Euro) im Monat bezahlen. Ohne die Hilfe der „Asociatia Darul Vietii“ könnte sie diese nicht bezahlen. Sie arbeitet bei Gelegenheit im Dorf als Taglöhnerin, indem sie Zimmer ausmalt, Gärten anlegt usw., aber trotzdem hat sie oftmals keine Möglichkeit, ihren Kindern Essen auf den Tisch zu stellen. Sie hatte keine Möbel in ihrer 3-Zimmer-Wohnung. Dank den Hilfsgütern der Osteuroaphilfe konnten ihr Betten, Schreibtische und Stühle abgegeben werden. Auch hatte ihr Haus keinen Anschluss an das Wasserleitungsnetz des Dorfes. „Darul Vietii“ hat die Kosten für den Wasseranschluss übernommen, und Maricica hat eigenhändig die Gräben dazu gegraben.

Mihaela

Mutter Mihaela mit ihrem Kind

Mihaela hatte grosse Probleme mit ihren Eltern als sie (noch minderjährig) schwanger wurde und nicht abtreiben wollte, denn sie wohnt mit ihnen in einem Zimmer. Als die Eltern sahen, dass ihrer Tochter durch Darul Vietii geholfen wurde, begannen auch sie ihr Enkelkind liebevoll zu akzeptieren. Wie bei Mihaela ist es oftmals die reine materielle Notlage, welche die Mütter dazu bringt, ihre Schwangerschaft abzubrechen.

Adela

Adela wird Mutter

Adela war Studentin, als sie schwanger wurde. Dank der Vermittlung durch «Darul Vieții» wurde sie während ihrer Schwangerschaft von einer Familie aus der Pfarrei aufgenommen. Nun sind ihre Eltern stolz auf ihr Enkelkind.

Viorica

Viorica mit ihrem Kind auf dem Arm

Viorica erhält Windeln für ihr Baby und Süssigkeiten für ihre sechsjährige Tochter. Als sie bemerkte, dass sie wieder schwanger war, dachte sie zuerst an Abtreibung, weil sie dachte, dass sie ihr Kind nicht durchbringen kann. Aber jetzt sind sie und ihr Mann überglücklich über das Kind und lieben es mehr als alles andere.

Sumita

Sumita mit Ihrem Kind auf dem Arm

Sumita erhält Unterstützung in Form von Windeln, Milchpulver und Süssigkeiten für ihre dreijährige Tochter. Wegen ihrer Krebsdiagnose haben wir wann immer möglich versucht, ihr zu helfen.

Hilfe für mittellose und verjagte Mütter mit Kleinkindern

Immer wieder verlieren alleinerziehende Frauen ihre Wohnung, weil sie die Mieten, Strom und Heizung nicht bezahlen können. Oder sie werden von ihren eigenen Familien vertrieben, weil ihre Ehe zerbrochen ist. Oder sie sind Opfer von häuslicher Gewalt, Krankheit, Drogen, Alkohol, psychischer Leiden etc. Sie hausen dann in unwürdigen Unterkünften, werden vertrieben und geächtet.

Mutter mit ihren drei Kindern

Bevor die Organisation «Darul Vieții» finanzielle und materielle Unterstützung durch die Osteuropahilfe erhielt, war sie nicht in der Lage, den armen Müttern, welche sich an die Organisation wandten, finanziell und materiell zu helfen. Sie konnte nur Dritthilfe vermitteln, sofern sie in Rumänien Einrichtungen und Institutionen fanden, welche bereit waren zu helfen. Die eigenen Mittel und spärlichen externen Beiträge reichten kaum für die Projekte und Informationsanlässe, welche regelmässig durchgeführt wurden. Je mehr sich jedoch Frauen aus schwierigen sozialen Verhältnissen an die Organisation wandten, desto dringender wurde es, Mittel und Wege zu finden, diesen Frauen zu helfen.

Mutter mit Baby auf dem Arm

Im katholischen Umfeld Rumäniens existieren jedoch keine Unterkunftsmöglichkeiten für verjagte oder verarmte schwangere Frauen. Die Protestanten haben mehrere solcher Häuser, welche mit Hilfe von ausländischen Zuwendungen betrieben werden. In der Nähe von Timișoara befindet sich ein solches Haus, doch jedes Mal, wenn «Darul Vieții» sich mit einem schweren Fall an diese Einrichtung wendete, wurde sie abgewiesen mit der Begründung, dass das Haus ausschliesslich protestantischen Frauen offen stehe. Auch der orthodoxe Verein Provita betreibt zwei solcher Häuser in Bukarest und bietet zeitweilige kostenlose Unterkunft für Frauen in Not an, jedoch ebenfalls ausschliesslich für eigene Glaubensangehörige.

Daheim im geschützten Umfeld

So entstand die Idee, ein eigenes Haus für Mutter und Kind anzubieten, in welchem Mütter mit ihren Kindern bis zum Vorschulalter in einem geschützten Umfeld ein Zuhause auf Zeit erhalten, unabhängig von ihrer sozialen und religiösen Herkunft. Gut ausgebildete, erfahrene Mitarbeiterinnen helfen den Frauen, sich neu zu orientieren. Schwangere Frauen und Mütter mit Kindern bis zum Vorschulalter erhalten vorübergehend ein Daheim. Sie werden in ihrer speziellen Situation begleitet und in sozialen, pflegerischen, pädagogischen und wirtschaftlichen Fragen beraten. So können sie neuen Mut finden und Selbstvertrauen für die Zukunft aufbauen.

Haus in Timișoara

Mit der Hilfe der Schweizer Stiftung «Ja zum Leben» konnte im Februar 2015 in Timișoara ein Haus erworben werden, welches jedoch zuerst noch umgebaut und für den Betrieb eines Mutter-und-Kind Hauses hergerichtet werden musste. Während rund einem Monat wurden sämtliche Räume renoviert, die sanitären Anlagen und die Küche rundum erneuert und das Haus schliesslich mit Möbeln aus der Schweiz eingerichtet. Das Haus mit 7 Zimmern soll ein geschütztes Umfeld für die zeitweilige Unterbringung von schwangeren Frauen und Müttern mit Kleinkindern bieten.

Arbeiter beim Verputzen einer Wand

Einweihung des Mutter-und-Kind Hauses am 25. März 2015

Der 25. März war einer der ersten Frühlingstage in Timisoara. Die ersten Bäume blühten an diesem herrlichen Tag, dem Fest Maria Verkündigung und dem Tag des ungeborenen Kindes, an welchem wir das Haus „Mater Misericordiae“ feierlichen einweihen konnten.

Einweihung des Hauses

Rund 40 Personen nahmen an der Feier teil. Alle, die mitgearbeitet hatten, das Haus herzurichten, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von «Darul Vieții», einige Mütter mit ihren Kindern und die Jugendlichen, welche mit Instrumenten und Gesang die Feuer begleiten wollten. Die Kapelle war natürlich zu klein für so viele Leute, die Sänger sassen im Raum nebenan und die Hausfrauen/Köchinnen standen im Korridor. Ausser Pater Rolf Schönenberger, der Gründer der Osteuropahilfe, waren P. Ioan Chișărău, der Gründer von «Darul Vieții» und P. Valentin anwesend, welche die dabei feierliche Einweihung vornahmen. Pater Rolf, obwohl er fast direkt vom Flughafen kam und müde war, hielt die Predigt und ermutigte und motivierte die Gemeinschaft, zum Mutter-und-Kind Projekt mit Gebet und Tat beizutragen.

Kleine Kapelle

Andrei, unser hochtalentierter Geigenspieler hat das erste Mal mit der Violine gespielt, die ihm P. Rolf aus der Schweiz mitgebracht hatte. Auch Carina (Flöte), Francesco (Geige) und Ioan (Orgelspieler) haben zum musikalischen Rahmen beigetragen und Anda, die Solistin, ging extra früher zur Arbeit, damit sie an der Einweihung teilnehmen konnte.

Kinder beim Musizieren

Die Verkäufer und der Baumeister des Hauses, Herr Bujor mit seiner Frau, waren ebenfalls eingeladen. Sie blieben nicht nur während der ganzen Einweihungsfeier, sondern brachten auch ein spontanes und rührendes Gebet vor, in welchem sie Gott dafür dankten, dass er ihre Arbeit derart reichlich gesegnet hat, dass dieses Projekt für Mutter und Kind entstehen konnte.

Begehung und Segnung des Hauses

Nach der feierlichen Begehung und Segnung des Hauses wurden alle zu einem gemeinsamen Imbiss eingeladen und unterhielten sich noch lange angeregt über die segensreiche Zukunft der neuen Einrichtung.

Gemeinsamer Imbiss

Die Menschen hinter der Organisation «Darul Vieții»

Pater Ioan Chișărău, Präses des Organisation. Als unermüdlicher Priester und Sozialarbeiter ist er fast den ganzen Monat immer unterwegs für die Menschen, die seine Hilfe benötigen. Er setzt sich mit ganzer Kraft dafür ein, dass das ungeborene Leben in Rumänien einen besseren Schutz erhält und spricht mit Jugendlichen, an Kongressen und Symposien über die sozialen Bedingungen der Familien und der Gesellschaft. Als griechisch-katholischer Priester ist er (seit 25 Jahren) verheiratet und hat zusammen mit seiner Frau 4 Kinder grossgezogen. Er kennt die Anliegen und Nöte der Familien aus eigener Anschauung, weil er tausende von Frauen und Familien betreut hat und als Priester auch um die Schicksalsschläge vieler tragischer Geschichten weiss.

Pater Ioan Chișărău bei der Führung

Gerda Chișărău, Leiterin der Organisation. Sie ist seit 2002 aktiv an allen Aktionen und Projekten von «Darul Vieții» beteiligt und kümmert sich um die vielen Anfragen von hilfsbedürftigen Frauen und Müttern, die Woche für Woche hereinkommen. Bevor sie mit ihrem Mann die Organisation „Darul Vieții“ gegründet hat, war sie als Referentin im katholischen Kolpingswerk Rumänien tätig, wo sie sich ebenfalls um mittelose und sozialschwache Menschen gekümmert hat. Als Mutter von vier Kindern (24, 22, 20 und 13 Jahre alt) weiss auch sie, wie wichtig eine intakte Familie für die Kinder ist. Nebst den sozialen Anliegen der Bittsteller kümmert sie sich auch um die Finanzen und hat im Blick auf die ständig zu knappen Mittel gelernt, auf die Vorsehung zu vertrauen.

Gerda Chișărău, Leiterin der Organisation

Alexandra ist 22 Jahre alt und hat sich nach ihrem Literaturstudium dafür entschieden, sich für die Nöte und sozialen Belange ihrer Mitmenschen einzusetzen. Sie ist verheiratet und unterstützt die Organisation im Bereich der Administration und hilft mit ihrem guten Englischkenntnissen bei der Abfassung und Drucklegung der zu veröffentlichenden Texte und Broschüren.

Alexandra, die den Bereich Organisation unterstützt

Doriana ist 25 Jahre alt, hat diesen Sommer ihr Masterdiplom für Psychopädagogik erhalten und ist eine unentbehrliche Mitarbeiterin der Organisation. Sie ist hauptsächlich verantwortlich für die Beratung und Hilfe der Mütter. Daneben kümmert sie sich aber auch um die täglichen Gesuche, schreibt Briefe und stellt die Unterstützungs-Pakete für die Mütter zusammen. Sie wird zusammen mit ihrem Mann im Mutter-und-Kind Haus wohnen und die Mütter betreuen.

Doriana Psychopädagogin

Gabrielle arbeitet jeden Morgen als Beraterin in der Frauenklinik und betreut 25 Studentenheime in Timișoara. Sie spricht mit den jungen Frauen über Abtreibung und Familienhilfe und ist eine wesentliche Anlaufstelle für junge (werdende) Mütter in Not. Ihr besonderes Anliegen gilt den jungen Frauen, die ohne Unterstützung unweigerlich in einer der Abtreibungskliniken landen, weil sie durch ihr soziales Umfeld geächtet oder verstossen werden.

Gabrielle Beraterin in der Frauenklinik

Viele freiwillige Helfer unterstützen die Organisation in unterschiedlichsten Belangen. Die meisten von ihnen sind über die vielfältigen Aktivitäten zu «Darul Vieții» gestossen und arbeiten in der Organisation mit wo auch immer Hilfe benötigt wird. Mütter, die sich für andere Mütter einsetzen und auf die Kleinkinder aufpassen oder kochen, waschen und das Haus in Ordnung halten. Väter, die mitgeholfen haben, das Haus zu renovieren und herzurichten. Viele unterstützen die Aktivitäten von «Darul Vieții» in den verschiedenen Städten Rumäniens in Iasi, Baia Mare, Mangalia und Brasov.

Freiwillige Helferinnen

Fotogalerie

Mit Hilfe der Schweizer Stiftung «Ja zum Leben» konnte im Februar 2015 in Timișoara ein Haus erworben werden, welches ein geschütztes Umfeld für die zeitweilige Unterbringung von schwangeren Frauen und Müttern mit Kleinkindern bieten wird. Während rund einem Monat wurden sämtliche Räume rundum erneuert, mit Möbeln aus der Schweiz eingerichtet und am 25. März 2015 feierlich eingeweiht.

Personen an einem Buffet
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Links

Weitere aktuelle Informationen über die Aktivitäten der «Asociatia Darul Vieții» finden Sie auf ihrer Webseite sowie auf Facebook, allerdings in rumänischer Sprache.

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