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Diese «Lismi-Tante» strickt für Osteuropa

erschienen in der Aargauer Zeitung
am 19. Oktober 2011
von Jörg Baumann

Vreni Hilfiker (72) engagiert sich, zusammen mit 14 anderen Frauen aus dem Freiamt, ehrenamtlich in einem Netzwerk der Auslandhilfe. In den letzten vier Jahren haben sie 3'000 Paar Wollsocken und 400 Decken für Bedürftige gestrickt.

Vreny Hilfiker hält gestrickte Kinderpantöffelchen in der Hand

Der politische Umbruch in Osteuropa hat nicht das gebracht, worauf man in den allerkühnsten Träumen hoffte: Mehr Wohlstand für alle. Das Gegenteil ist der Fall. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. 18 Millionen Kinder leben in Osteuropa in grösster Armut. Das lässt Vreni Hilfiker (72) in Bünzen seit vielen Jahren nicht mehr ruhig schlafen.

Der Winter steht vor der Türe

«Die armen Menschen können sich nicht einmal eine warme Decke, einen Pullover und Wollsocken leisten», sagt Hilfiker. Der gewohnt kalte Winter in Rumänien und Bulgarien steht vor der Türe. In vielen Wohnhäusern fehlt die Heizung. Aber Hilfe naht: Ein ganzes Lager an wärmenden Wollsachen steht bei Vreni Hilfiker in der Waschküche bereit für den Transport, der im November erfolgt.

Partnerorganisation ist das internationale Hilfswerk Osteuropahilfe, das mit dem Slogan «Triumph des Herzens» operiert und dank der guten Beziehungen zur orthodoxen Kirche den Zugang zur armen Bevölkerung findet. Hunderte von Pullovern, Decken, Socken und Kinderfinken gehen in Kinderund Altersheime.

Fünfzehn Freiämter Frauen, unter ihnen Vreni Hilfiker, haben dafür wieder ihre Freizeit geopfert. In den letzten vier Jahren sind so 3'000 Paar Wollsocken und 400 Decken zusammengekommen. Das sei im Jahr der Freiwilligenarbeit, das nun zu Ende geht, eine gewaltige Leistung einer kleinen, aber schlagkräftigen Frauengemeinschaft, meint Hilfiker.

«Nicht nur die Arbeit, sondern auch die Wolle, die wir verstricken, erhalten wir geschenkt», betont sie. «Bei uns werden leider die selber gestrickten Sachen nicht mehr so oft geschätzt, dafür aber umso mehr in den Ländern, denen wir helfen.» Im Frauenverein Bünzen, dem Vreni Hilfiker seit 40 Jahren angehört, nennt man sie nur noch «Lismi-Tante», weil sie so leidenschaftlich gerne strickt, häkelt und näht. «Der Titel wurde mir mit einem Diplom verliehen», erzählt sie. Doch eigentlich müsste man alle 15 Frauen, die für die Osteuropahilfe arbeiten, als «Lismi-Tanten» ehren. «Denn sie sind alle mit Feuereifer dabei und schätzen die Kameradschaft, die unter uns Frauen entstanden ist.»

Ziel ist Hilfe zur Selbsthilfe

Mit den warmen Kleidern für Osteuropa liegt die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz nach Vreni Hilfikers Meinung richtig. «Unser Ziel ist die Hilfe zur Selbsthilfe. So sieht es auch das Hilfswerk, das wir unterstützen. Wir können voll dahinter stehen.» Menschen, die wenigstens warme Kleider anziehen könnten, würden vielleicht Mut fassen, sich selbst aus der Misere zu befreien, obwohl das schwierig erscheine. Mit eigenen Augen hat Vreni Hilfiker die Not in Rumänien noch nicht gesehen. «Ich reise nicht so gerne», bemerkt sie. Aber was sie aus den Berichten des Hilfswerks und aus den Medien vernimmt, genügt ihr durchaus als Anschauungsmaterial und gibt ihr den Elan, immer weiter ehrenamtlich für die Menschen in Osteuropa tätig zu sein.

Fotogalerie

Bilder von der letztjährigen Weihnachtsaktion in Rumänien. In der Stadt Bocsa und den Dörfern der Region wurden über 4'500 Lebensmittel- und Weihnachts-Pakete an die Bevölkerung und an die Kinder verschiedener Schulen verteilt.

Helferinnen beim Verteilen von Paketen
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