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Wallfahrt zum heiligen Pater Pio

erschienen in der "Botschaft", der Zeitung für das Zurzibiet
25. Juni 2014
von Marianne Baldinger-Lang

Die P. Pio Gebetsgruppe «Don Bosco» aus Lengnau unterstützt die Osteuropahilfe seit vielen Jahren auf spirituelle und materielle Weise. Pater Rolf Schönenberger begleitete die Pilgergruppe auch dieses Jahr vom 1. bis 7. Juni auf ihrer Pilgerreise nach San Giovanni Rotondo ans Grab von Pio. Der folgende Reisebericht schildert die Eindrücke dieser einwöchigen Reise quer durch Italien.

Die P. Pio Gebetsgruppe

Pater Rolf Schönenberger aus Wil SG begrüsste die 21 Frauen und Männer, im Alter von 44 bis 86 Jahren, herzlich. In Corno fand die heilige Messe im Kloster Heimsuchung (Monastero della Visitatione) statt, wo sich das Grab von Schwester Benigna Consolata befindet. Während der Busfahrt las Pater Rolf aus dem Buch, Hostie der Liebe, Benigna Consolata, vor.

Bild von Sr. Benigna Consolata Ferrero (1885-1915)
Sr. Benigna Consolata Ferrero (1885-1915)

Am 6. August 1885 wurde Maria in Turin geboren. Mit 17 Jahren, im Jahre 1902, sprach Jesus das erste Mal zu ihrer Seele. Sie führte von nun an ein Tagebuch. So wurde sie liebevoll die Sekretärin des heiligen Herzens Jesus genannt. Mit 22 Jahren, am 30. Dezember 1907, trat Maria Ferrero in den Orden der Heimsuchung Mariens in Corno ein. Am 1. September 1916 starb sie dort. Schon bald gingen Gebetserhörungen im Kloster ein. Darauf wurde der Seligsprechungsprozess von Schwester Benigna Consolata eingeleitet.

Das Monastero della Visitatione in Como
Das Monastero della Visitatione in Como

Rosa Mystica

Nach dem wunderbaren Aufenthalt im Kloster Monastero della Visitatione, wo das Grab der Schwester Benigna besucht wurde, ging die Fahrt weiter via Mailand, Bergamo und Brescia nach Montechiari-Fontanella. Die Gottesmutter ist dort 1947 einer einfachen Frau namens Pierina Gilli, mehrmals als Rosa M ystica (geheimnisvolle Rose), erschienen und wünschte Gebet und Opfer für die Erneuerung der Priester und Ordensleute.

Das Heiligtum in Montechiari-Fontanella
Das Heiligtum in Montechiari-Fontanella

Weiter ging es nach Schio. Die Stadt liegt am Eingang des Leogratales und gehört zur Provinz Vincenza. Im Haus Casa Nazareth bezog die Pilgergruppe die Zimmer zur Übernachtung. Am folgenden Tag war in der Hauskapelle von Bruder Klaus um 7 Uhr heilige Messe. Danach erfolgte die Besichtigung des Cenacolo. Am 25. März 1985, als Renato Baron als Sakristan das Kirchlein San Martino betreute und kniend vor der Statue der «Mutter des Rosenkranzes» betete, begann die Statue sich zu bewegen und sprach lächelnd zu ihm: Ich bin die Königin der Liebe.

Blick über die Stadt Schio
Blick über die Stadt Schio

Das eucharistische Wunder von Lanciano

In Lanciano besuchte die Pilgergruppe in der heutigen St. Franziskuskirche das eucharistische Wunder. Im 8. Jahrhundert nach Christus zelebrierte ein Mönch in der kleinen Kirche des St. Legonziano die heilige Messe. Während der Wandlung hegte er Zweifel an der wirklichen Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in Form von Wein und Brot. In diesem Moment geschah das Wunder in den Händen des Priesters, die Hostie wurde zu lebendigem Fleisch und der Wein verwandelte sich in Blut.

St. Franziskuskirche von Lanciano
Lanciano

Im November 1970 wurden die Reliquien einer Expertengruppe anvertraut, mit der Aufgabe, genaue wissenschaftliche Analysen zu machen. Die Laboratoriums-Untersuchungen von Professor Odoardo Linoli an der Universität Siena ergaben die absolute Bestätigung der früheren Untersuchungen. Das Fleisch ist wirkliches Fleisch, das Blut ist wirkliches Blut. Das Fleisch ist ein Teil des Herzmuskels. Das Fleisch und das Blut haben dieselbe Blutgruppe (AB).

Hostie von Lanciano
Die Hostie von Lanciano

Gnadengabe der Wundmale Christi

In San Giovanni Rotondo angekommen, bezogen die Pilger ihre Zimmer im schönen Hotel Villa Bianca. Am Dienstagmorgen nach dem Frühstück begaben sie sich zum alten Kirchlein Santa Maria delle Gracie, um mit Pater Rolf die heilige Messe zu feiern. In dieser Kirche feierte der heilige Pater Pio die heilige Messe und hatte beim Chorkreuz am 10. September 1918, einem Freitag, die Gnadengabe der Wundmale Christi, welche 50 Jahre hindurch offen, frisch und blutig blieben.

Padre Pio im Jahr 1919
Padre Pio im Jahr 1919

Nach der Messe begab sich die Pilgergruppe zum Kreuzweg, wo sie für die Kirche, Priester, Ordensleute und den Frieden im Herzen eines jeden Menschen betete. Darauf stiess Sybille Wagensommer, die Pater Pio-Kennerin, zur Pilgergruppe. Sie führte durch das Spital Casa Sollievo della Sofferenza. Am 5. Mai 1956 wurde in Gegenwart von Pater Pio das «Haus zur Linderung der Leiden» eingeweiht. Angelo Lupi, «Diplomingenieur von Gottes Gnaden», entwarf den Bauplan für das Krankenhaus. Es sprach sich schnell herum, dass es das modernste Spital in Italien war und ist. Im Spital werden alle Menschen aufgenommen, ob arm oder reich. Es ist ein Spital, wo Wissenschaft und Glaube Hand in Hand gehen.

Spital Casa Sollievo della Sofferenza
Das Spital Casa Sollievo della Sofferenza

Das Leben und Wirken des heiligen Pater Pio

Nach dem feinen italienischen Mittagessen kam die Pilgergruppe in den Genuss des Lebens und Wirkens des heiligen Pater Pio in San Giovanni Rotondo. Am 28. Juli 1916 kam Pater Pio zum ersten Mal nach San Giovanni Rotondo auf dem Gargano ins dortige Kapuzinerkloster, wo er dann bis auf wenige Unterbrechungen 52 Jahre lang blieb, bis zu seinem Tod am 23. September 1968. Der Rundgang führte zum kleinen Kirchlein Santa Maria delle Gracie, wo sich der Beichtstuhl von Pater Pio befand. Pater Pio hörte bis zu 16 Stunden am Tag die Beichte. Obwohl Pater Pio keine Sprachen konnte, verstand ihn jeder in seiner Sprache. Die Leute, die beichten wollten, bekamen ein Ticket und mussten tagelang warten, bis sie an die Reihe kamen.

P. Pio im Beichstuhl
P. Pio im Beichstuhl

Am Schluss ging es in die Casa di San Pio Kirche, die 2004 vom Architekten Renzo Piano verwirklicht wurde. Die Kirche, die die Form einer Jakobsmuschel hat, fasst 6500 Gläubige. In der Krypta der Casa di San Pio liegt der Leichnam des heiligen Pater Pio. Nach dem Abendessen war noch Rosenkranz in der Krypta.

Die 'Casa di San Pio' von Renzo Piano
Die 'Casa di San Pio' von Renzo Piano

Am Geburtsort von Pater Pio

Am Mittwoch fuhren die Pilger nach Pietrelcina im Landesinnern. Es ging Richtung Beneveto, dem Geburtsort von Pater Pio. Es folgte die Besichtigung der Casa Natale, des Geburtshauses, wo man am 25. Mai 1887, um 5 Uhr nachmittags, den ersten Schrei des kleinen Francesco Forgione vernahm. In der Kirche San Anna wurde Pater Pio am 26. Mai 1887 getauft auf den Namen Francesco.

Im Geburtshaus von P. Pio in Pietrelcina
Im Geburtshaus von P. Pio in Pietrelcina

Nach der Besichtigung des Bauernhauses und Landsitzes der Familie von Pater Pio ging es zurück nach San Giovanni Rotondo, wo am Abend wieder der Rosenkranz in der Krypta beim heiligen Pater Pio gebetet wurde.

Die Krypta mit der Grabstätte von P. Pio
Die Krypta mit der Grabstätte von P. Pio

Das älteste Michaelsheiligtum des Abendlandes

Am Donnerstag stand ein Ausflug nach Monte Sant'Angelo auf dem Programm. Die Fahrt führte durch den Gargano, das nördliche Vorgebirge Apuliens an der Ostküste Italiens. Die dortige Michaelsgrotte (UNESCO-Weltkulturerbe) stellt das äl teste Michaelsheiligtum des Abendlandes dar und vermag auch heute noch ihre Besucher tief zu beeindrucken. Die Grotte wurde am 29. September 493 vom Erzengel Michael selber geweiht. Als der Bischof Laurentius eine Dankesprozession zum Heiligen Berg veranlasste, um die Grotte zu weihen, wie es in der katholischen Kirche üblich ist, erschien der Erzengel Michael zum dritten Mal und sagte. «Es ist nicht notwendig, die Grotte als Kirche zu weihen. Ich habe sie schon durch meine Anwesenheit geweiht. Tretet ein und feiert das heilige Messopfer! Macht bekannt, dass ich diesen Ort geweiht habe.»

Die Michaelsgrotte in Monte Sant'Angelo
Die Michaelsgrotte in Monte Sant'Angelo

89 Stufen führten hinunter in die «Himmlische Basilika», wo Pater Rolf mit den Pilgern die heilige Messe feierte. Nach einem reichhaltigen feinen Mittagessen in der Altstadt von Monte Sant' Angelo ging die Reise zurück nach San Giovanni Rotondo. Am letzten Abend beim heiligen Pater Pio zog es manchen Pilger noch ins Kapuzinerkloster, um in Ruhe von ihm Abschied zu nehmen.

Die Altstadt von Monte Sant'Angelo
Die Altstadt von Monte Sant'Angelo

Das heilige Antlitz Christi

Am Freitagmorgen, bei strahlend schönem Wetter, nahm die Pilgergruppe Abschied vom heiligen Pater Pio, und das weisse Taschentuch wurde aus der Tasche gezogen zum letzten Gruss. In Manopello, einer Kleinstadt in der Provinz Pescara am Fusse des Maiella Massivs, wo sich das eilige Antlitz Christi befindet, feierten die Pilger mit Pater Rolf die heilige Messe.

Kleinstadt Manopello
Manopello

Anschliessend wurde das heilige Antlitz Christi von der deutschen Klosterfrau erklärt. Das heilige Antlitz «Volto Santo» ist ein dünner Schleier aus Muschelseide (Byssus), der 17 Zentimeter breit und 24 Zentimeter lang ist. Der Schleier zeigt einen Mann mit langen Haaren, Bart, geöffneten Augen und leicht geöffnetem Mund. Seine Zähne sind nur von einer Seite erkennbar. Auf dem Gesicht sind rötliche Flecken zu sehen, die von einigen als Wunden durch Folterung interpretiert werden. Der Gesichtsausdruck ist der erste Atemzug bei der Auferstehung. Wissenschaftliche Untersuchungen an der Universität Bari haben ergeben, dass der Gesichtsausdruck auf dem Schleier unter anderem deshalb kein Gemälde sein kann, da es keine Spur von Farbe und Lösungsmitteln aufweist und ebenso wenig das Ergebnis eines besonderen Gewebes oder einer besonderen Webart ist. Der Schleier der uralten Reliquie mit dem Antlitz Christi ist seit 1648 im Kapuzinerkonvent von Manoppello. Wie es dahin kam, liegt im Dunkeln.

Das 'Volto Santo' in Manopello
Das 'Volto Santo' in Manopello

Zum Abschluss in Loreto

Am letzten Abend bezogen die Pilger in Loreto im Hotel San Gabriele die Zimmer, fünf Gehminuten von der Basilika Santa Casa entfernt. Nach dem Petersdom in Rom ist Loreto der zweitwichtigste Wallfahrtsort in Italien. Die Basilika beinhaltet die Casa Santa und eine schwarze Madonna. Das heilige Haus von Nazareth in der Basilika ist der Legende nach von Engeln im Flug hierher gebracht worden, um es von der mohammedanischen Invasion Palästinas im Jahre 1294 zu retten.

Loreto
Loreto

Am Samstagmorgen früh nahmen die Pilger noch Abschied von der schwarzen Madonna in der Casa Santa. Die Heimfahrt in die Schweiz erfolgte bei sommerlichen Temperaturen über Bologna, Parma und Mailand.

Die schwarze Madonna von Loreto
Die schwarze Madonna von Loreto

Während der Fahrt erzählte Pater Rolf vom heiligen Papst Johannes XXIII. dem Vater des zweiten Vatikanischen Konzils. Aus dem Buch von Marco Roncalli, «Heiterkeit, die von Gott stammt», erfuhren die Pilger auf humorvolle Art vom Leben und Wirken von Papst Johannes XXIII. So gelangten die Pilger nach einer eindrücklichen, lehrreichen und schönen Wallfahrt wohlbehalten nach Hause. Bereits hoffen sie auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

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