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Hilfe, die ankommt: Ehrenamtliche im Einsatz für die Ukraine

erschienen im Sonntag, der Kirchenzeitung der kath. Kirche in Kärnten
am 13. November 2016
von Ingeborg Jakl

Kurz vor Weihnachten geht noch einmal ein Lastwagen voller Hilfsgüter von Klagenfurt in die Ukraine. Sachspenden und Geld für die Transportkosten werden gesammelt.

„Diese neue Wolldecke habe ich bei einer Müllinsel entdeckt“, verweist Waltraud Lamprecht auf eine hellbraune, kuschlige Decke, die fast wie neu aussieht. „Ich habe sie mit nach Hause genommen, gewaschen und jetzt wird sie verpackt und wird jemanden wärmen, der sie dringend braucht.“

Sie steht vor einem Tisch, auf dem fünf große Bananenschachteln liegen. Auf jeder steht akkurat in großen Lettern geschrieben, was hineinkommt: „Baby“, „Kinder von 6 bis 9 Jahren“, „Frauen“, „Kuscheltiere“, „Männerjacken“. Daneben liegen in großen Stapeln die vorsortierten, sauberen Kleidungsstücke und Stofftiere, die jetzt nur noch verpackt gehören. Die Schachteln werden systematisch befüllt, verschlossen, mit Klebestreifen versandfertig gemacht und an der gegenüberliegenden Wand aufgestapelt

Waltraud Lamprecht sortiert und packt in der heimischen Garage.

„Wir leben in einer totalen Wegwerfgesellschaft“, sagt Lamprecht und zeigt auf neue Schuhe, Hosen und Pullis, die nicht getragen aussehen. „Gekauft, dann gefällt die Farbe oder der Schnitt nicht und die Sachen werden weggeworfen“, weiß sie aus vielen Gesprächen. „Wir leben hier im Überfluss, anderswo ist der Kampf ums tägliche Überleben so hart, dass für Kleidung und Kinderspielzeug kein Geld mehr übrig bleibt.“

Waltraud Lamprecht hat viele Jahre ihre Schwiegermutter gepflegt und nebenbei begonnen, für die Ukrainehilfe, damals noch unter Anna Czernin, gebrauchte Kleidung und Hilfsgüter zu sammeln. „Das ließ sich gut von daheim aus organisieren“, erzählt sie. Ihr Engagement sprach sich schnell im Möll- und Gailtal herum und „plötzlich standen unzählige Säcke und Kartons vor unserer Tür in Dellach. Irgendwann war in der Garage kein Platz mehr.“ Heute hat sie in St. Daniel, im alten Mesnerhaus, einen Raum, den sie für die Ukrainehilfe nutzen kann. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Mann Walter und Tochter Petra. „Wir sind ein eingespieltes Team.“

Waltraud Tomaschitz schreibt lange Listen für die Kontrollen.

Solidarität mit den Menschen in der Ukraine

Vergangene Woche bekam Waltraud Tomaschitz von der Ukrainehilfe Klagenfurt morgens einen Anruf. Waltraud Lamprecht informierte sie kurz darüber, dass ein LKW der Firma Thurner aus Kötschach, vollgepackt bis unters Dach, eine Lieferung nach Klagenfurt bringt. „Ich habe schnell einige unserer ehrenamtlichen Helfer informiert, und dann sind wir schon zu unserem Standort in der Peter-Mitterhofer-Gasse gefahren.“ Nicht einen Augenblick zu früh. Denn Wolfgang Thurner und ein Mitarbeiter luden bereits aus. „700 Kartons, exakt gepackt und beschriftet!“ Tomaschitz und ihr Team waren sprachlos.

„Was für ein Akt der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine“, zollt sie Lamprecht, ihrer Familie und der Firma Thurner, die den Transport kostenlos leistete, Respekt. Dazu hatte die rührige Dellacherin noch 700 Euro für den Weitertransport in die Ukraine gesammelt.

Die ehrenamtlichen Helfer nutzen jeden Zentimeter im Laderaum: Hilfe für Menschen in Not.

Daher konnte sofort ein weiterer Hilfstransport in die Ukraine geschickt werden. In der vergangenen Woche wurde bereits der sechste LKW vollbeladen auf die Reise geschickt. Wie seit Jahren sorgte für die Verpflegung der Helferinnen und Helfer wieder das Klagenfurter Lokal „La Pasta“. „Ohne so viel Unterstützung könnten wir überhaupt nicht weiterarbeiten“, geht der Dank von Waltraud Tomaschitz an alle Beteiligten sowie an ihre unermüdlichen Mitstreiter im Vorstand, Waltraud Salzmann und Ehemann Edmund Tomaschitz. „Die Menschen in den Dörfern der Ukraine und auf dem Land hungern, frieren und sind verzweifelt“, weiß Tomaschitz aus Gesprächen mit Pater Rolf-Philipp Schönenberger. Pater Rolf von der Gemeinschaft „Pro deo et fratribus“ hat in den vergangenen Jahren unermüdlich soziale Werke aufgebaut und kooperiert mit den zuständigen Stellen vor Ort. Er war und ist stets Ansprechpartner für die Ukrainehilfe. „Nur weil nichts mehr in der Zeitung zu lesen ist, heißt das nicht, dass im Land plötzlich Frieden herrscht erklärt Tomaschitz. 

Dringend gebraucht wird gut erhaltene Kleidung, aber auch Haushaltswaren, Pflegemitteln für Kranke sowie Büro- und Schulausstattung. Die Menschen in der Ukraine leiden unter den dramatischen Auswirkungen des Krieges, berichtet sie. Obwohl in den letzten Wochen beim Ukraine-Gipfel mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko ein neuer Fahrplan zu einer Friedenslösung in Sicht scheint. Im Land selbst ist davon wenig zu spüren. Die Menschen hausen teilweise in ihren zerstörten Häusern, notdürftig geflickt, ohne Brennmaterial für den Winter, geschweige denn mit dicken Jacken, Schuhe und Decken versorgt.

Auch Rollstühle und medizinische Geräte werden gebraucht und verladen.

In Teilen der ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk bekämpfen sich seit dem Frühjahr 2014 Regierungseinheiten und von Moskau unterstützte Separatisten. Schätzungen zufolge sind in dem Konflikt bisher fast 10.000 Menschen getötet worden. Mit diesem Wissen im Hintergrund „schicken wir vor Weihnachten noch einen Transport in die Ukraine“, sagt Tomaschitz. „Wir wollen ein Zeichen der Solidarität setzen.“ Und, ganz wichtig: Die Spenden kommen auch wirklich dort an, wo sie gebraucht werden, bei den Notleidenden.

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