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Nothilfe für die Erdbebenopfer in Nepal

Region Sindhupalchowk,
Nepal 2.-6. Mai 2015 - Einsatzbericht

Björn Apostel, einer unserer Koordinatoren, der letztes Jahr die Flüchtlingshilfe der Mahnwachen in Deutschland organisiert und mehrere Sattelschlepper mit Kleidern und Hilfsgütern in die Ukraine gebracht hat, ist zur Zeit in Nepal. Nach dem anstrengenden Einsatz in der Ukraine ist er zusammen mit seiner Frau Ende Januar für eine längere Reise nach Indien aufgebrochen um das Land und die Leute kennen zu lernen. Als er vom verheerenden Erdbeben in Nepal erfuhr, ist er sofort von Delhi nach Kathmandu gereist, vollgepackt mit Zelten, Decken, Wasserreinigungsanlagen und Solarlampen, die er mit der Fluggesellschaft Air Indigo kostenlos von Delhi mitgebracht hatte. Er arbeitet mit zwei lokalen Hilfsorganisationen zusammen, um vor allem in die Dörfern, welche zum grossen Teil zerstört und von jeglicher Hilfe abgeschnitten sind, Hilfsgüter zu bringen.

Trümmerhaufen

Sein Einsatz ist beispiellos. Er hat uns kontaktiert mit der Bitte, dass wir ihn unterstützen, obwohl wir in erster Linie auf Osteuropa ausgerichtet sind. Auch wenn wir keine Hilfsgüter nach Nepal bringen können, so möchten wir dennoch alle bitten, die diesen Aufruf lesen, seine Arbeit finanziell zu unterstützen. Mit den Spenden werden dringend benötigte Hilfsgüter und Nahrungsmittel gekauft und mit Lastwagen in die am schlimmsten betroffenen Dörfer gebracht. Wenn Sie diese Aktion unterstützen wollen, bitten wir Sie, auf ihrem Überweisungsträger den Vermerk „Nepal“ zu machen, damit wir die Spenden direkt weiterleiten können.

Björn beim Essen verteilen

Björn Apostel wird uns regelmässig Fotos und Berichte schicken, damit wir seine Arbeit in Nepal dokumentieren können. Wir stehen täglich in direktem Kontakt mit ihm und den beiden Hilfsorganisationen vor Ort und können versichern, dass Ihre Spende unmittelbar und ohne jeden administrativen Aufwand den Menschen zugutekommt, die am schlimmsten von der Erdbebenkatastrophe betroffen sind. Nachfolgend der Bericht von Björn Apostel über die ersten Tage seines Einsatzes in Nepal. In der Fotogalerie finden Sie die entsprechende Fotodokumentation.

Verteilen von Zeltplanen

2. Mai 2015

Wir sind soeben in Nepal eingetroffen und haben bereits einiges an Sachspenden aus Indien mitgebracht. Wir haben uns der "Kamala Foundation for Women und Children" einer kleinen lokalen Hilfsorganisation angeschlossen und verteilen gerade unsere Spenden in den Dörfern. Die Lage hier ist wirklich katastrophal... In manchen Dörfern sind 90% der Häuser zerstört und die grossen Hilfswerke helfen lediglich in Kathmandu. Es gibt kein Strom und kein Wasser. Die Menschen hier sind sehr glücklich über die Wasserreinigungsanlagen, Solarlampen/Solarcharger, Zelte und Decken die wir mitgebracht haben, denn in Nepal bekommt man nichts dergleichen. Unser letztes Geld geben wir für Nahrungsmittel aus. Es fehlt wirklich an allen Ecken und Enden. Wir haben einen guten Kontakt nach New Dehli, der uns auch weiterhin diese wichtigen Güter senden kann. Mit der Airline Indigo haben wir vereinbart, so dass wir sämtliche Hilfsgüter von Delhi nach Kathmandu kostenlos transportiert bekommen.

Komplett zerstörte Häuser

Nebst der "Kamala Foundation for Women & Children" arbeiten wir mit einem weiteren lokalen Hilfswerk zusammen, der "Prisoners Assistance Nepal". PA Nepal wurde von Indira Ranamagar gegründet. 2014 wurde sie für den "World's Children's Prize" nominiert und erhielt den zweiten Platz für ihre wunderbare Arbeit.

Die Lage in Kathmandu ist zwar schrecklich, aber in gewissem Maße unter Kontrolle. Das grosse Problem ist die Situation in den Dörfern ausserhalb von Kathmandu, wie Gorkha (das Epizentrum des Erdbebens). An manchen Stellen sind bis zu 90% der Häuser zerstört. Die Menschen haben kein Trinkwasser, keine Nahrung, keine Zeltplanen für Schutz und Unterkunft. Unzählige Leichen sind noch unter Trümmern begraben und überall kann man den Leichengeruch riechen.

Menschen stehen vor ihren zerstörten Häusern

Das Schlimmste ist jedoch, dass es in diesen Dörfern keine Hilfe gibt, weil auch eine Woche nach dem Erdbeben keine Hilfslieferungen in diesen Dörfer eingetroffen ist. Der Flughafen in Kathmandu ist voller Hilfsgüter aus der ganzen Welt, aber nichts davon gelangt in die Dörfer. Es wurde den lokalen Hilfswerken verboten, über die katastrophale Situation im Umgang mit den Hilfsgütern zu berichten.

Zerstörte Häuser

Heute sind wir in Sankhu, einem kleinen Dorf im Süden von Kathmandu gewesen. Mehr als 60% der Häuser sind zerstört und die Lebensbedingungen wird wegen der Seuchengefahr immer schlimmer. Erst gestern ist das erste Rettungsteam eingetroffen, um verschütteten Personen zu suchen. Aber nach sieben Tagen gibt es kaum eine Chance, weitere Überlebende zu finden. Der Verwesungsgeruch lässt keine Hoffnung aufkommen. Es gibt weder Strom noch ausreichend Trinkwasser oder Lebensmittel.

Helfer beim Suchen nach verschütteten

Wir haben Zelte, Wasserfilter-Kits, Solarlampen und Solar-Ladegeräte an die Schule und Einheimische verteilt. Die Leute waren äusserst dankbar für die Hilfsgüter, weil bisher keine Hilfsgüter der grossen Hilfswerke oder der Regierung an diese Dörfer abgegeben wurden. Die Menschen hier sind allein gelassen.

Zelte werden aufgestellt

In Kathmandu gibt es wieder Strom und einige Geschäfte haben bereits wieder geöffnet, so dass wir grössere Mengen an Hilfsgütern und Lebensmittel vor Ort kaufen können. Dafür brauchen wir jedoch Ihre Hilfe! Wir haben unsere ganzen finanziellen Reserven aufgebraucht und bereits mehr als 3‘ 000 € für Hilfsgüter ausgegeben.

Laster mit ersten Hilfsgütern

Wir haben hier wunderbare Menschen kennen gelernt, die grossartige Arbeit leisten. Allerdings ist die Situation in den umliegenden Dörfern absolut dramatisch und spitzt sich immer weiter zu. Denn die grossen Hilfswerke und die Regierung bringen ihre Hilfsgüter nur nach Kathmandu. Die Dörfer, in denen zwischen 60-90% aller Häuser zerstört sind, sind auf sich allein gestellt. Sie haben immer noch keinen Strom, kein Trinkwasser, keine Zelte... Die Menschen schlafen unter freiem Himmel und es regnet jeden Tag. Teilweise monsunartig. Der Geruch von Verwesung liegt überall in der Luft und die Flüsse werden von den Leichen kontaminiert... Es ist einfach grauenvoll...

Zerstörte Häuser

3. Mai 2015

Heute haben wir Lebensmittel und Medikamente im Wert von über 60‘000 Rupien gekauft und den Grossteil unserer mitgebrachten Hilfsgüter dem Dorf Nawalpur in der Region Sindhupalchowk überbracht. In dieser Region sind fast alle Dörfer zu 100% zerstört. Wir sind mittlerweile eine richtig schlagkräftige Truppe geworden. Ein paar Einheimische aus Kathmandu haben sich uns angeschlossen. Die haben zwar auch ihre Häuser verloren, geben aber trotzdem alles, was sie noch haben, um den Menschen in den umliegenden Dörfern zu helfen.

Menschen bringen Hilfsgüter

Auch zwei Krankenschwestern aus Frankreich haben sich uns heute angeschlossen, um die Menschen vor Ort medizinisch zu versorgen. Das Dorf Nawalpur befindet sich ca. 3 Fahrstunden von Kathmandu entfernt und bis dato ist weder Hilfe von der Regierung, noch von irgendwelchen Hilfswerken dort eingetroffenen. Genau genommen waren wir die Ersten, die überhaupt irgendetwas gebracht haben. Alle 28 Häuser dieses Dorfes sind komplett zerstört und es sind über 35 Tote zu beklagen. Dieses Dorf wird ausschliesslich von Farmern und Viehzüchtern bewohnt. Die Großteil des Viehbestands ist dem Erdbeben zum Opfer gefallen und die Felder sind nicht mehr zugänglich. Die Kinder sind zum Teil nur noch apathisch und leiden sehr unter den furchtbaren Erfahrungen. Es gibt weder Strom noch Zugang zu sauberem Trinkwasser und keiner weiß wie sie die bevorstehende Monsumzeit überstehen sollen. Es ist so unendlich viel zu tun...

Bewohner werden medizinisch versorgt

4. Mai 2015 - Fahrt in das Gefängnis in Dhulikhel

Heute sind wir zusammen mit Indira Ramamagar in das Gefängnis Dhulikhel gefahren, um uns die Situation nach dem Beben dort anzusehen. Indira hat die "Prisoners Assistance Nepal" gegründet und kämpft für die Rechte der Insassen in nepalesischen Gefängnissen. Dhulikhel ist ein Gefängnis für geistig behinderte Menschen. Diese Menschen kommen ins Gefängnis, wenn sie in irgendeiner Weise kriminell geworden sind. Es gibt keine Krankenhäuser, noch Rehabilitationsprogramme oder psychologische Betreuung für sie hier in Nepal. Die Regierung sendet keine Versorgungsgüter für Gefängnisinsassen, da diese zur untersten Kaste gehören. Obwohl einige Gefängnisse teilweise über den Insassen eingestürzt sind, Tote und Verletzte zu beklagen sind und teilweise, die Wasser- und Stromversorgung abgerissen ist, kommt hier keine Hilfe an. Wir übergeben ein Wasserreinigungssystem und einige Solar Lampen. Die Bedingungen in dem Gefängnis Dhulikhel sind schockierend. Rund 30 Insassen leben zusammengepfercht in einem kleinen Hof, bis zu 16 Personen in einer Zelle. Geistig behinderte Menschen leben hier zusammen mit Insassen, die zum Beispiel wegen Raub, Mord, Vergewaltigung oder Drogenhandel inhaftiert sind.

Indira Ramamagar vor dem Gefängnis Dhulikhel

Menschen auf der Strasse in der Region Sindhupalchowk

Auf einer Strasse in der Region Sindhupalchowk haben sich ca. 60 Menschen zusammengefunden, die aus den Bergen hier runter gekommen sind. Oben in den Bergen sind ihre Häuser zu 100 Prozent zerstört. Bisher kam keine Hilfe zu ihnen. 11 Familien haben sich zusammen getan um sich eine improvisierte Unterkunft zu bauen. Wir haben ihnen Hygieneartikel, Nahrung, Decken, Zeltplanen, ein Wasserreinigungssystem und einige Solar-Lampen übergeben.

Übergabe erster Hilfsgüter

Die Situation der Dörfer in den Vororten von Kathmandu

Eins ist klar, einen normalen Tag gibt es hier nicht mehr. Jedesmal warten andere Aufgaben auf uns, doch eins haben alle Tage gemeinsam. Morgens klingelt um 6 Uhr der Wecker und spätestens um 7 Uhr wird aufgestanden, während wir Nachts frühestens um 1 Uhr ins Bett fallen.
Heute Vormittag zogen wir erneut los in die Dörfer, dieses Mal in Vororte rings um Kathmandu. Ziel war es, in den verschiedenen Gebieten herauszufinden, wie die Lage der Dorfbewohner aussieht. Wieviel Prozent der Häuser sind zerstört? Wo werden Zeltplanen benötigt? Wo muss Nahrung ausgeteilt werden? Wo benötigen die Menschen medizinische Versorgung? Wir arbeiten mittlerweile in einem guten Team zusammen, welches aus Einheimischen, Ausländern, die schon jahrelang in Nepal soziale Arbeit leisten und zwei Krankenschwestern aus Frankreich besteht. Fazit der Tour war, dass auch nahe der Hauptstadt ein Grossteil der Häuser zerstört sind. Nahrung und medizinische Versorgung scheint stellenweise gegeben, jedoch lange nicht im benötigten Ausmass. Die Eindrücke der Zerstörung sind für uns immer wieder erneut schockierend.

Zerstörtes Dorf

Der Rest des Tages haben wir dazu genutzt, online weitere Spenden zu aquirieren, sowie eine grosse Lieferung von Zeltplanen abzuschliessen. Durch einen unserer guten Händlerkontakte, den wir beim Kauf unserer ersten Güter in Delhi geknüpft haben, konnte nicht nur unser Team, sondern auch einige andere freiwillige Volunteergruppen aus Kathmandu, sowie Helfer in der Region Gorkha, preisgünstige und qualitativ hochwertige Zeltplanen in Auftrag geben. Insgesamt gehen nun an die 1'000 Zeltplanen nach Kathmandu und weitere 300 Zelte nach Gorkha. Zeltplanen sind immer noch das absolut wichtigste Gut, denn die Menschen brauchen zumindest in der Nacht und bei Regen ein bisschen Plastik über dem Kopf. Jede Zeltplane bedeutet, dass eine weitere Familie eine provisorische Unterkunft erhalten hat. Da der Monsun vor der Tür steht, müssen wir als nächstes Unmengen an Wellblech organisieren und finanzieren, damit die Phase des Wiederaufbaus beginnen kann.

Björn in zerstörtem Dorf

6. Mai 2015 - Nothilfe für die Dörfer in der näheren Region von Kathmandu

Es wird immer schwerer, die Zeit zu finden, Berichte zu schreiben, doch wir geben unser Bestes. Gestern ging es wieder mit drei Bikes in die Dörfer der näheren Umgebung von Kathmandu. Bestandsaufnahme, medizinische Versorgung durch unsere Krankenschwestern, Verteilung von Nahrung an die Familien. Besonderen Wert legen wir nun darauf, den Menschen Lebensmittel zu bringen, die sie sonst nicht bekommen und die wichtig für ihre Gesundheit sind. Reis, Dhal und Kartoffeln sind stellenweise vorhanden, da die Menschen Farmer sind und teilweise ihre Felder noch bestellen können. Doch gerade Kinder und Säuglinge brauchen unter diesen Lebensumständen Vitamine und Proteine, damit sie einigermassen gesund bleiben. Milch, Milchpulver, Honig, Kekse, Glukose sind zum Beispiel Dinge, die wir verteilen.

Nahrungsmittel für Kinder

Zwei der Dörfer, die wir heute besucht haben:

Khokhana, ca. 20 km südlich von Kathmandu

  • 9-15 tausend - Einwohner
  • 90 Tote
  • 60 Zeltplanen
  • 150 traumatisierte Kinder, die in einer Schule untergebracht wurden, damit sie die grausamen Bilder nicht mehr sehen müssen.

Bhurtal Village, ca. 20 km westlich von Kathmandu

  • Ca. 300 Einwohner
  • 15 Familien
  • Zeltplanen und Nahrung werden benötigt

Weiterhin sucht ganz Kathmandu und der Rest von Nepal händeringend nach Zeltplanen. Das höchste Gut in dieser Zeit. 1'000 Zeltplanen warten auf uns in Delhi, doch Flugunternehmen brauchen bis zu 12 Tage, um diese nach Kathmandu zu schicken. Wir arbeiten jetzt an dem Plan, die Ladung über Land zu importieren. Es ist nicht leicht. Wir konnten vielen freiwilligen Helfergruppen in Kathmandu und Gorkha helfen, sich über unseren Kontakt in Delhi mit Zeltplanen einzudecken, so dass viele Gruppen theoretisch mit Planen versorgt werden können. In ganz Nepal steigen die Preise für Zeltplanen ins Unermessliche, da sie überall gebraucht werden. - Heute Morgen haben wir es geschafft, 20 Zeltplanen zu organisieren und übermorgen erhalten wir weitere 200! Yeah! Alle haben getanzt vor Freude. Es ist wie Weihnachten und Geburtstag zugleich.

Zelte werden aufgestgellt

Das längerfristige Ziel muss jedoch sein, mit einfachsten Mitteln (Wellblech und Bambus) so schnell als möglich ganze Dörfer wieder herzustellen, damit diese Unterkünfte die Monsumzeit überstehen können.
Wir werden versuchen, in den nächsten Tagen in die Dörfer zu gehen, die mit dem Truck oder Motorrädern nicht zu erreichen sind, denn dort leben auf jeden Fall Menschen, die noch keine Hilfe bekommen haben. Heute brechen wir auf in ein Dorf nördlich von Kathmandu in der Region Nuwaklot. Wir werden zunächst einige Stunden mit dem Truck und unseren Motorrädern fahren. Denn letzten Teil werden wir jedoch zu Fuss bewältigen müssen, weil die Strassen nicht mehr befahrbar sind. Der lange Weg macht es erforderlich, eine Nacht in diesem Dorf zu bleiben. Wir werden keinen Strom und keine Möglichkeit haben, euch upzudaten. Doch keine Sorge, in 2 Tagen sind wir wieder da.

Übergabe von Lebensmitteln

Fotogalerie

In der Region um Kathmandu, dem Epizentrum des Erdbebens vom 25. April, liegen hunderte Dörfer in Schutt und Asche, abgeschnitten von der internationalen Hilfe, die noch nicht bis in die zerstörten Regionen vorgedrungen ist. Die Bilder zeigen die fast totale Zerstörung der Infrastruktur und das Ausmass der Katastrophe, von dem viele hundertausend Menschen betroffen sind. Björn Apostel, unser Koordinator vor Ort, braucht dringend finanzielle Unterstützung, damit er Hilfsgüter, Lebensmittel und Medikamente für die Menschen, die alles verloren haben, organisieren und verteilen kann.

Laster wird mit Hilfsgütern beladen
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